Lokalisierung von jüdischen und katholischen Wohnzentren von 1850 bis 1910 anhand von Vereins- und Berufslisten
Ausgangspunkt des Projekts war die Frage nach Zentren des jüdischen und katholischen Lebens in Basel von 1850 bis 1910. Die beiden Religionsgruppen gehörten im protestantischen Basel zu den Minderheiten. Können mit Hilfe von Adresslisten von Vereinen und Berufstätigen Zentren des religiösen nicht-protestantischen Lebens herausgearbeitet werden?
Zur Lokalisierung von jüdischen Zentren dienten beispielhaft zwei Adresslisten. Einerseits wurde der 1857 gegründete jüdische Männerverein Dowor Tor ausgewählt. Die Adressen der Gründungsmitglieder wurde recherchiert und lokalisiert. Sie bestätigen, dass sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in der Altstadt rund um den Heuberg, wo 1850 ein Warenlager in eine kleine Synagoge umgebaut worden war, ein Zentrum jüdischen Lebens gebildet hatte (siehe dunkelblaue Punkte auf der Karte).
Andererseits wurde anhand einer Liste von jüdischen Handwerkerinnen und Handwerkern, die der jüdische Frauenverein rund 50 Jahre später erstellt hatte, untersucht, ob sich in der Zeit bis 1910 neue Zentren gebildet hatten. Die Analyse der Wohnorte zeigte, dass sich diese zusätzlich zur Altstadt auch im Hegenheimerquartier ballten. Nur vereinzelt lebten Personen hingegen im Kleinbasel (hellblau).
Ebenfalls zwei Vereinslisten dienten zur Untersuchung von katholischen Zentren. Die Gründungsmitglieder des Katholikenvereins von 1850 wohnten in der ganzen Stadt, verteilt auf die Grossbasler und Kleinbasler Altstadt. Obwohl sich das religiöse und soziale Zentrum um die Clarakirche in Kleinbasel konzentrierte, wohnten die Vereinsmitglieder über die ganze Stadt verteilt (dunkelgrün). Weniger aussagekräftig ist die Analyse der Wohnorte der Vorstandsmitglieder des Jünglingsvereins St. Clara von 1905: Sie konzentrieren sich im Kleinbasel (hellgrün). Dies erklärt sich damit, dass 1884 mit der Pfarrei St. Marien eine eigenständige katholische Kirche mit religiösem und sozialem Leben im Grossbasel entstanden war.
Die Arbeit ist im Rahmen der Arbeiten zum 6. Band des Projekts Stadt.Geschichte.Basel entstanden und hat zur Datenerfassung mit der Geovistory Toolbox gearbeitet.
Historiker